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157.
Burg Hallenberg über Steinbach.

Vom Ebersgrunde führt die Straße eine Höhe hinan, und über das Dörfchen Rotterode nach dem langgebauten, häuserreichen hessischen Marktflecken Steinbach-Hallenberg. Dicht über dem Orte hängt die malerische Trümmer der Burg Hallenberg auf schroffen Felsen, einst Henneberg’sche Grafenburg und lange Zeit Amtssitz. Der Sage nach erbaute derselbe Baumeister, welcher Schloß Henneberg erbaute, auch Burg Hallenberg, dieser Sage Grund ist aber sehr dunkel, denn die Trümmern beider Burgen zeigen nicht die geringste bauliche Aehnlichkeit. Hallenberg war mehr ein eng von Mauern umgrenzter Thurmbau, Henneberg aber war eine stattliche Hofburg, von nicht geringerem Umfange und noch breiterem Flächenraume, wie die Wartburg. Weiter sagt man, innerhalb der Hallenburg sei noch eine eiserne Thüre verborgen, die einen Gang verschlossen halte, der bis in das ehemalige Johanniterhaus Kühndorf am Dolmar führe. Von einer weißen, wandelnden Jungfrau, von einer Höhlung im Gemäuer, darin ein Särglein mit den Gebeinen eines eingemauerten Kindes gestanden, auch hier die so häufig wiederholte Sage, letztere namentlich auch auf den Bergschlössern Henneberg, Liebenstein, Krainberg. Am Berge steht ein altes Malzhaus, bis zu diesem wandelt die Jungfrau; auf dem Hause ein kleiner Thurm mit einer Glocke, die früher auf der Burg hing, und das Silberglöckchen heißt, weil ihr Klang so silberhell und rein. Schwarzaer Juden wollten die ganze Höhlung dieser Glocke mit Silber füllen, wenn man ihnen dafür die Glocke geben wollte.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/13&oldid=- (Version vom 1.8.2018)