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das Brod mit großer Freude, brach es von einander, und höhlte alle Krume heraus, dann sammelte es Laub vom Hutrain und stopfte das ausgehöhlte Brod damit ganz voll. Dieses scheinbar so kindische Wesen verdroß die junge Hirtin, und das liebe Brod dauerte sie. Auf einmal lag das Brod bei ihr und das Holzweibel war verschwunden. Nun hatte das Mädchen nichts schnelleres zu thun, als das Laub aus dem gehöhlten Arode zu schütten und letzteres wieder mit nach Hause zu nehmen. Da klapperte etwas im Brode und das Mädchen dachte, es möchte etwa ein kleiner Stein sein, der mit dem Laub in das Brod gekommen, schüttete es nochmals aus, aber siehe, da waren aus einigen Blättern Laub, die innen hängen geblieben waren, einige Laubthaler geworden. Hurtig und geschwind lief die Hirtin nach dem Rain, und suchte eifrig nach dem kostbaren Laube, fand dessen auch noch, und trug’s in der Schürze heim, aber es wollten daraus keine Laubthaler werden, und nie sah die Hirtin das dankbare Holzweibel wieder.




270.
Kümmelbrod.

Im Schallholz, eine Viertelstunde westlich Merkendorf, ohnweit Zeulenrode, hausten ebenfalls Holzmännel und Holzweibel; sie waren den Leuten sehr gerne behülflich und dienstbar, insonderheit beim Heumachen, doch waren sie nicht blöde, und nahmen nicht selten ungefragt Klöse aus den Töpfen und Brode aus den Oefen. Das war endlich den Merkendorfer Leuten nicht recht, sie sannen

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/141&oldid=- (Version vom 1.8.2018)