Seite:Ludwig Bechstein - Thüringer Sagenbuch - Zweiter Band.pdf/142

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

darauf, diese unlieben Gäste los zu werden, und wendeten die dazu dienlichen Mittel an. Der Müller, dem sie treulich geholfen, Mehl und Mühle gefegt hatten, legte ihnen jetzt neue Kleider hin, und das verdroß die kleinen Hülfswesen aufs höchste; sie zogen ab, und kamen nicht wieder. Andere Leute buken Kümmel unter das Brod, oder bestreuten, wie es noch heute üblich ist, die Rinde damit. Da klagten die Holzweibel unter Thränen:

Kümmelbrod
Unser Tod!

Dann als sie fortzogen, um nimmer wiederzukehren, sagten sie im Weggehen:

Eßt ihr euer Kümmelbrod,
Tragt auch eure schlimme Not!

Und nachher ist es den Nachbarn in Merkendorf auch nie wieder so gut und wohl geworden, wie früher.




271.
Der Todenfels bei Zoppoten.

Nicht weit von dem Dorfe Zoppoten zwischen Saalburg und Ebersdorf führt ein einsamer Pfad zu einem waldbewachsenen Berge, dieser Pfad heißt der Phireweg, welche dunkle Benennung schwer zu enträthseln ist, wenn man sie nicht mit dem slavischen Worte Biritz, welches ein Scherge heißt, in Verbindung bringen oder ganz ungesucht sie für deutsch nehmen will, Vierweg, für Kreuzweg. Der Pfad aber leitet zum Berggipfel empor, darauf sich ein schroffer Felsen erhebt, der zum Theil dräuend überhängt über den dunkeln Bergfluß, der in jener Gegend

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/142&oldid=- (Version vom 1.8.2018)