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Da hab’ ich meinen Lohn,
Jetzt muß ich auf und davon.

verschwand und kam niemals wieder. Aber der Undank rächte sich, denn weder das Vieh, noch der Wohlstand des Bauern nahmen ferner zu, sondern vielmehr ab und ersterer gewann zuletzt ein gänzliches Ende.




274.
Das Wilzenthal und der Feuermann.

Zwischen dem Dorfe Rauschengesees und Burg Lemnitz zieht sich eine schmale Thalrinne, begrenzt von einer Kette fast gleichförmiger Hügel hin, in der ein Bächlein hinab zur Sormitz rinnt. Dieser kleine Grund heißt das Wilzenthal, dort wohnten vor Zeiten die Wilzen, ein kleiner slavischer Volksstamm, der aber auch in jener Thalenge sein Grab fand, denn alle Wilzen wurden dort von den Thüringern erschlagen, als diese wieder ihr altes Land in Besitz nahmen. Es soll nicht geheuer sein im Wilzenthale, und die Umwohner meiden es gern, wenn der Abend dunkelt, denn mancher Spuk treibt dort sein Wesen und neckt und schreckt die Wanderer. Ein Hügel, nach Burg Lemnitz zu, heißt die Hermshöhe. Vor Alters sah man nachtlicher Weile oft einen riesengroßen Feuermann unter dumpfem Getöse der Hermshöhe entsteigen, der hielt eine Fackel in der Hand und schwang sie über seinem Kopf, daß rundum Funken sprühten. Der schritt die Höhe herab, durchging das ganze Wilzenthal bis zur Prothentelle, wo eine Quelle ausquillt, in der er seine Fackel löschte.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/146&oldid=- (Version vom 1.8.2018)