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ein graues Hutzelmännchen in einem erdfarbenen Kittel über die Flur hutschen oder über den Boden schlürfen, und da er hörte, dergleichen unheimliches Völklein sei insgemein an die Wohnung festgebannt, in der es hause und sein Wesen treibe, auch daß nicht wohlgethan sei, es vertreiben zu wollen, oder es irgend zu erzürnen, so faßte der reiche Mann einen recht klugen Entschluß, und dachte: Ich baue mir ein neues Haus, mag der Kobold im alten bleiben. Das war in kurzer Frist geschehen, und der Tag zum Aus- und Einzug war schon bestimmt. Da – am Vorabend – sah man im Dunkeln das Männlein am Bach sitzen, der am Hause vorbeifloß, das wusch und schlemmte fleißig sein schier abgetragenes Röcklein. Da rief Jemand: Was machst Du? und das Männlein wisperte:

Ich wische, ich wasche
Mein Röcklein mir aus.
Denn morgen schon ziehn wir
Ins neue Haus.

Und wie gesagt, so geschehen. Die Familie zog aus und das Futtermännel half ziehen, wenn auch nicht allen sichtbar, und war auch in dem neuen Hause und den neuen Ställen thätig wie zuvor, so daß der Wohlstand des Hauses immer mehr wuchs, doch hatte das Männel keinen Dank, und wurde heimlich weit hinweggewünscht. Da kam eines Tags ein fremder Mann auf Besuch zu dem reichen Bauer, diesem entdeckte man die unheimliche Last, und daß man sie gern los sein möchte. Nichts leichter als das, rieth der Fremde: schafft ihm ein neues Röcklein und legt es auf den Futterkasten, als einen Lohn, da muß es weichen. Das geschah auch. Das Futtermännel nahm seine unwillkommene Gabe, und sagte traurig:

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/145&oldid=- (Version vom 1.8.2018)