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Fratzen. Wollte man es fassen und wegtreiben, so hatte es sich sehr ungebehrlich und warf mit großen Steinen um sich, ohne daß man sah woher es die Steine nahm. Es blieb nichts übrig, als den bösen Kobold, den der Hausherr selbst in’s Haus getragen, eine Weile zu dulden, und sich den Unfug, den er trieb, gefallen zu lassen. Bald aber ging der Mann zu einem klugen Manne, der ihn fortschaffen sollte. Erst nach dreimaligem scharfen Bann gelang es, sich des scheuslichen Ungethüms zu entledigen.




273.
Das Futtermännel zu Thiemendorf.

In Thiemendorf ohnweit Leutenberg war auf einem Bauerngute ein Futtermännel, das wartete des Viehes zur Nacht mit großem Eifer, putzte es, striegelte es, schnitt Häckerling und legte vor, und so gedieh alles Vieh aufs beste, daß es eine Lust war, die feisten und glänzenden Ochsen und Kühe des Bauers zu sehen. Alle Metzger suchten ihn heim, denn nirgend fand sich so wohlgemästetes Schlachtvieh, das machte alles der kleine thätige Hülfskobold. Da er selbst so thätig war, haßte er alle Faulheit, und spielte trägem Gesinde oft gar übel mit, verkehrte Knechten und Mägden die Gewänder, daß sie zum Gespötte wurden, und drückte und zwickte sie weidlich, wenn sie früh nicht aus dem Bette wollten. Das verdroß das meist träge Gesinde und es klagte viel über den Unhold, zog ab und brachte das Haus in Verruf. Dem Bauer selbst war auf die Länge das Walten des Hauskoboldes unlieb, es grauste ihn, sah er bisweilen in der Dämmerung

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/144&oldid=- (Version vom 1.8.2018)