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276.
Des wilden Jägers Hündlein.

Ein Bauersmann aus Ruppersdorf, an der Straße von Lobenstein nach Saalfeld, ging um Mitternacht durch den das Dorf von allen Seiten umgebenden Wald. Mit einem Male sah er sich mitten unter dem wilden Heer. Hussageschrei tönte durch die Luft, Waldweibchen flohen vor ihm her, und große und kleinere Jagdhunde verfolgten sie. Der Bauer konnte dem Gelüste nicht widerstehen nach einem von des Jägers kleinen Hunden. Er fing sich eins aus der Mitte der übrigen heraus und nahm es mit nach Hause. Als er am andern Morgen in der Stube sich darnach umsah, war es ein kleiner, fauler Holzstock, was er mitgenommen hatte.


277.
Die Frau des wilden Jägers.

Durch Reitzengeschwende zog der wilde Jäger einmal des Nachts. Eine junge Bauersfrau guckte aus dem Fenster, und rief keck ihm zu: er solle ihr auch etwas von seiner Jagd mitbringen. Am andern Morgen hing ein Stück Wildpret an der Hausthüre, so groß, daß die Thüre kaum aufgemacht werden konnte. Damit war die Noth da. Mochten die Leute das Stück vergraben, vebrennen, oder ins Wasser werfen, am andern Morgen hing dafür ein noch größeres Stück an der Thüre, so daß die armen Leute zuletzt ihre Thüre gar nicht mehr aufbringen konnten. Endlich wurde der Frau gerathen: sie solle nur ein

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/148&oldid=- (Version vom 1.8.2018)