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Bischen von dem Wildpret essen und wenn es nur so groß wie eine Erbse sei, möge es schmecken, wie es wolle. Sie that es nothgedrungen, aber, hilf Himmel! nun mußte sie gar des wilden Jägers Frau werden, und ihn bei Nacht auf allen seinen Zügen begleiten. Das dauerte fünf Jahre so fort. Als der wilde Jäger wieder einmal durch Reitzengeschwende kam, brachte er dem Bauer seine Frau zurück mit den Worten: sie habe nun ihre Strafe bestanden, und sei ihr weiter nichts widerfahren; der Mann solle sie freundlich wieder an- und aufnehmen, künftig werde sie sich schon vor solchem Frevel hüten. Wie die Frau die fünf Jahre lang eine wilde Jägerin gewesen, ausgesehen und wie sie beschaffen war, auch ob der Mann noch ferner ein Begehr nach ihr getragen, das meldet die Sage nicht.




278.
Die Wassernixen in der Zaucke.

Unter Reitzengeschwende in der Zaucke, zwischen Leutenberg und der Saale, wohnte eine Familie Wassernixen, freundlich und behilflich, in drei Teichen. Wenn man sie brauchte, durfte man nur rufen, gleich kamen sie zur Stelle, und halfen mehr als gewöhnliche Menschen helfen konnten. Deshalb lebten auch die Leute dort herum im besten Einverständnisse mit ihnen. Nur ein Mann aus Reitzengeschwende neckte die guten Nixen, wo er wußte und konnte, und warf Steine in die Teiche, worin sie wohnten. Als er hierauf einstmals über den Damm eines der 3 Teiche fuhr, brach der Wagen zusammen, und alle 4 Räder waren auf einen Ruck zerbrochen. In solcher Noth

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/149&oldid=- (Version vom 1.8.2018)