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den Schatz zu heben. In Röcke von feuerrother Farbe gekleidet singen sie die Beschwörung nach der in Faust’s Höllenzwange angegebenen Weise an. Der Stein hob sich und eine viereckige kupferne Pfanne kam zum Vorschein. Schon hatten die Beiden die Pfanne fast ganz aus dem Erdboden heraus gearbeitet, da drohte es dicht hinter ihnen:

Rothröckel! Rothröckel! seid nicht dumm;
Laßt ab, sonst dreh’ ich den Hals euch um.

Darauf wollten jene es doch nicht ankommen lassen, und machten sich eilig aus dem Staube.

Die heraufgezauberte Braupfanne ist noch lange Zeit gesehen worden und nur langsam wieder in die Erde versunken. Die Hebung dieses Schatzes kann nur durch einen Menschen vollbracht werden, der auf dem Damme des nah gelegenen großen Brütelteiches geboren worden ist. Von dort aber stammte keiner von diesen beiden Schatzgräbern, und darum konnte es ihnen mit der Hebung nicht glücken.




292.
Die strafende Nixe im Teiche bei Oppurg.

Von Köstiz fuhr ein Wagen voll junger Bursche und Mädchen nach Neustadt zu Markte. Als sie am Oppurger Teiche vorbei wollten, zog die Nixe, die darin wohnte, den ganzen Wagen ins Wasser. Das machte, sie hatten im Uebermuthe die Nixe verhöhnt. Die Stelle, wo es geschehen ist, wird noch jetzt gezeigt.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/161&oldid=- (Version vom 1.8.2018)