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293.
Gottesdienst in der wüsten Kirche.

Ein Bauer aus Oppurg ging zur Nachtzeit über die holzbewachsene Haide. Auf ein Mal steht er vor einer Kirche, die ihm bis dahin unbekannt gewesen war. Er hört darin singen, geht hinein, und hört auch die Predigt mit an. Endlich dünkt es dem Bauer unheimlich; da verschwindet die Kirche mit sammt dem Pfarrer und der Gemeinde, und nur ein Stück Mauer blieb übrig, so groß, wie es noch heute zu Tage im Holze dort zu sehen ist.




294.
Frau Perchthen-Pflug.

Ein Wagnermeister aus Colba ging von Oppurg (zwischen Pößneck und Neustadt), wo er gearbeitet hatte, am Dreikönigsabend nach Hause. Da stieß er auf ein Ackerfeld neben der Orla, darauf standen viele Heimchen um einen zerbrochenen Pflug, und Frau Perchtha, ihre Königin, stand auch dabei und rief den Wagner an: „Hast Du Dein Beil, so bessere mir den Pflug aus!“ Der Wagner that’s und nun gebot ihm Frau Perchtha, die Spähne aufzulesen und als Lohn mitzunehmen. – Hab’s gern ohne Lohn gethan, und hab’ der Spähne daheim genug! sprach der Mann und schritt von dannen. Ein Spahn aber war ihm in den Schuh gefallen, drückte ihn unterwegs tüchtig, und als er daheim den Schuh auszog, klingelte ein blankes Goldstück am Boden. Der Wagner erzählte, was ihm begegnet, den Seinen, und der Geselle

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/162&oldid=- (Version vom 1.8.2018)