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Junge hinter einem Busche einen Felsen, der weit offen steht, und das Thor zu einer Riesenhalle bildet, darin alles Geräthe, was in seines Vaters Hütte aus Holz geschnitzt war, aus gediegenem Golde bestand, der Goldbröcklein nicht zu gedenken, die als klarer Kies den Boden bedeckten. Darinnen aber standen entsetzlich große Riesen, die das arme Erdenwürmchen gar nicht zu bemerken schienen. Aus ihrem Saale dehnte sich über das Schwarzathal hinüber nach dem Böhlscheiber Berge eine Kegelbahn, wo goldene Thürmchen als Kegel standen, die goldenen Kugeln aber rollten wie Monde auf der spiegelglatten Tenne, die aus blankem Stahl geschmiedet war. Geblendet von all der Herrlichkeit, und weil er nicht allein zu den riesigen Gestalten zu treten wagte, schlüpfte der Knabe eilig zu seinem Vater, und fand kaum Worte für das Gesehene. Ob er nun wohl den verwunderten Vater durch Busch und Gestrüpp zieht, ob sie lauschend jeden Felsen betrachten, der mit dem weiten Thore ist nicht wieder zu finden.




347.
Riesengasthof.

Im Walde bei Dittersdorf lag vor Alters ein Gasthof „zum goldenen Hirsche,“ darin kehrten zu Zeiten die Riesen ein und thaten sich gütlich. Der Gasthof ging, weil die Hünen, sonst die Stammgäste, nicht mehr zum Besuche kamen, ein; aber der goldene Hirsch des Wirthshausschildes wurde lebendig, und wird noch jetzt zuweilen im Walde umhersetzend erblickt. Keinem Jäger aber kommt der Hirsch zum Schuß, oft sahen Wanderer in der

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/215&oldid=- (Version vom 1.8.2018)