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der Greifenstein, dort blinkt das Rudolstadter Schloß, das Saalthal thut sich auf, und am fernen Horizonte ragt die Leuchtenburg. Die Hünen oder Riesen konnten sich keinen erhabeneren Wohnort wählen.

Einstmals sah eine Hünenprinzessin unten im Thale einen Ackermann, der hinter dem Pfluge einherschritt. Von der Bergeshöhe erscheinen die Menschen im Thale gar klein, fast wie ein Ameisenvölkchen, wie winzig mußte der Mann vollends einer Riesin vorkommen! Neugierig stieg sie hinab – sie brauchte nicht viel Schritte – nahm den Bauer sammt Pflug und Ochsen in die Schürze, und trug ihn zum Berge hinan. Sieh, Mutter, sprach sie mit kindlicher Freude, was ich da für ein artiges Spielzeug gefunden habe! – Kind, belehrte sie die Mutter, trage die niedlichen Geschöpfe wieder hinunter, sie sind überaus nützlich, denn sie durchwühlen die Erde und streuen gelben Sand hinein, daraus wachsen zarte Grashalme und die geben dann das Korn, aus dessen Mehl wir unser Brod backen. Nachdem die Prinzessin den vor Schrecken und Staunen halb todten Ackermann und seine Stiere gestreichelt und gehätschelt hatte, setzte sie dieselben unversehrt wieder hinab.

Bei Eisfeld wie im Elsaß ist dieselbe Sage lebendig, nur daß dort ein Riese die Lehre ertheilt.




346.
Die Riesenkegelbahn.

Einmal schnitt ein armer Mann aus Dittersdorf mit seinem Sohne Birkenreiser zu Besen ab. Jeder verfolgte seinen besonderen Weg. Auf einmal sieht der fleißige

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/214&oldid=- (Version vom 1.8.2018)