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am nassen Saume ihrer grünlichen Gewänder, auch ließen sie bisweilen grünes Haar und grüne Zähne sehen, doch selten, denn die Menschen grauten sich vor ihnen, sonst ließ man sie unangefochten ihres Weges gehen, und ihre Einkäufe besorgen.

Eines Abends wurde die Wehmutter des Dorfes von einer dunklen Frau berufen, ihr zu einer Kreisenden zu folgen; diese that ihren Pflichtgang, und wurde thalaufwärts an das Schwarzabette geführt. Dieß that sich auf, als die Führerin, welche eine Nixe war, mit einer grünen Weidengerte auf das Wasser schlug. Krystallklar glänzten die Stufen, welche hinab in die Tiefe führten, und in einem Gemach, das wie Glasspiegel funkelte, lag die Wöchnerin, auch eine Nixe. Die Wehmutter stand ihr bei, ward reich belohnt und ebenso zurückgeleitet. Kein Nixenmann ließ sich sehen.




350.
Nixe beim Tanze.

In alten Zeiten kam oft eine Nixe aus der Schwarza zum Tanze. Sie war wunderschön und schneeweiß gekleidet, nur war immer der Saum ihres Kleides naß. Auf dem Tanze hatte sich ein junger hübscher Bursche in sie verliebt, und dem zu Gefallen kam sie öfter als sonst. Gewöhnlich ging sie sehr bald vom Tanzplane weg, aber einmal gefiel es ihr zu wohl. Die Linde, unter der getanzt wurde, blühte gerade und duftete so herrlich, und in ihren Zweigen rauschte es von Nachtschmetterlingen und Käfern. Der Geliebte bat das Nixenmädchen inständig, nur noch den allerletzten Dreher mit ihm zu tanzen, daß sie

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/217&oldid=- (Version vom 1.8.2018)