Seite:Ludwig Bechstein - Thüringer Sagenbuch - Zweiter Band.pdf/229

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

daß er die Gelegenheit nicht benutzt habe, verließen sie furchtsam die Höhle.




363.
Die Kirschkerne.

Als ein Paar Blankenburger Knaben einst auf einem Kirschbaume saßen, der zwischen den Mauern des Greifensteins emporgewachsen war, und sich die saftigen Früchte wohl schmecken ließen, rief ihnen eine Stimme zu: Verachtet das Beste nicht! Aber sie hielten die Stimme für die eines Spaßvogels, spotteten dem Rufe nach, und warfen sich im jugendlichen Uebermuthe mit den Kernen. Als aber einer von ihnen Abends seine Schuhe auszog, fielen mehrere goldene Kirschkerne heraus. Nun gingen alle Knaben wieder auf die Ruine, aber die umhergestreuten Kerne waren verschwunden, und nicht eine einzige Kirsche hing noch am Baume.




364.
Die sieben Prinzessinnen.

In der Kirche zu Blankenburg stehen sieben von Holz geschnitzte Brustbilder von Jungfrauen, mit goldenen Kronen geziert. Das sollen sieben Prinzessinnen sein, die alle ihr Gut der Kirche vermacht haben, und zu dankbarem Andenken darin aufgestellt sind. Wenn man eine von ihrem Platze rückt, so rumort und spukt es so lange in der Kirche, bis man sie wieder dahin setzt, wo sie gestanden.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/229&oldid=- (Version vom 1.8.2018)