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Hättest Du das Dir bestimmte Weiße abgeschöpft, so wärst Du weise gewesen und reich geworden! – Am andern Tage und alle Tage sah sich der kleine Schaafhirte nach der Silberschaumquelle um, aber sie quoll für ihn nicht wieder.




375.
Dan goldene Kegelspiel.

Nahe bei dem Dorfe Weißbach nicht weit von der Saale unterhalb Rudolstadt zeigt man die gemauerte Oeffnung eines uralten Brunnens, und erzählt dabei, daß in dem Brunnen 8 goldne Kegel sammt den dazu gehörigen Kugeln sich befinden. Eine Bande von Musikanten hatte sie in dem alten Schlosse, wozu der Brunnen gehörte, zum Geschenk erhalten, und ihren Werth nicht kennend verächtlich sie da hinein geworfen. Nur einer von ihnen hatte zum Andenken sich einen der Kegel mitgenommen. Von dem alten Schlosse ist keine Spur mehr zu erblicken.




376.
Der Hirsch mit dem goldenen Geweihe.

Ein Kurfürst von Sachsen, Friedrich der Weise, sah einst im Traume einen Hirsch erscheinen, der trug ein goldenes Geweihe mit zwanzig seltsam gewundenen Enden, und diesen verfolgend kam er an ein schön geziertes Bauwerk über einem Brunnen, und am Brunnen saß eine wunderschöne, aber traurige Frau, doch als er sich derselben tröstend nahete, schwand sie hinweg und der Fürst erwachte. Einige Zeit darauf sah er aus seinem Schloßfenster hinab in seinen Wildpark und erblickte jenen im Traume gesehenen

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/240&oldid=- (Version vom 1.8.2018)