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Diese Hochwarte, der Fuchsthurm, hat den späteren Namen zunächst von den Studenten Jena’s erhalten. Einer der ersten Professoren dieser Hochschule war aus dem Schul-Rectorat zu Naumburg als Lehrer der griechischen Sprache nach Jena berufen worden. Derselbe hieß Brüschmann, und schrieb sich Brysomanus; er trug Sommer und Winter ein mit Fuchspelz verbrämtes Mäntelchen, die Studenten nannten ihn daher Schulfuchs, weil er von der Naumburger Schule gekommen war. Dann nannte man jeden einen Fuchs, der von der Schule ab- und zur Hochschule überging, und trieb mit ihm allerlei Neckereien, die zum Pennalismus ausarteten. Häufig wurde der Burgraum unter dem alten Thurme zum Schauplatz dieser jugendlichen Thorheiten erwählt, und so entstand für den alten Thurm der neue Name, der nun auch schon einige Jahrhunderte überdauert hat.




378.
Die wandelnde Laterne.

Bei Camburg, einer Stadt im Saalthale zwischen Jena und Naumburg, lag vor Zeiten das Cyriakskloster, von diesem sollen Gänge bis unter den Dom zu Naumburg geführt haben. In der herbstlichen Zeit wandelt ein Licht, im Volke als „die Laterne“ allgemein bekannt, von der Stätte des Cyriaksklosters über die Saale hinüber, umwandelt drüben einen großen Bogen, und kommt dann wieder zurück. Im nahen Dorfe Leislau lebte einst ein reicher Mann, Vater eines einzigen Sohnes, welcher starke Liebesneigung zu einem Mädchen geringer Herkunft faßte. Der Vater mißbilligte diese Liebe, und fuhr mit dem

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/243&oldid=- (Version vom 1.8.2018)