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geworden, und dessen Stätte kaum noch gekannt ist. Es soll seines Namens Entstehung einem Tausche verdankt haben, der zwischen dem Thüringer Landgrafen Ludwig, später der Springer benannt, und einem Ritter Hermann von Krainburg Statt fand. Ritter Hermann, den der Landgraf sehr hoch schätzte, und ihn als Freund sehr werth hielt, besaß einen wunderschönen Zelter. Einst geschah es, daß der Landgraf und der Ritter mit einander in dieser Gegend jagten, und da lobte der Landgraf Ritter Hermanns Roß über die Maßen, und fragte ihn, ob ihm der schöne Zelter nicht feil sei? Alsbald sprang der Ritter von seinem Roß herab und sprach: Das Pferd ist Dein, Herr! Nimm es an als ein Geschenk – Nein! erwiederte der Landgraf Ludwig: als Geschenk nehme ich Dein Pferd nicht, aber – tauschen wir? Gieb mir das Deine, ich gebe Dir das meine! – Gern war Ritter Hermann von Krainburg diesen Tausch zufrieden. Das weiße Roß aber, das der Landgraf eintauschte, war der treue Schwan, der den Springer, aufnahm, als er vom Giebichenstein herab in die Saale sprang, und ihn dann auf einem Eilritte bis gen Sangerhausen trug.




382.
Der Merseburger Rabe.

Beim Dome zu Merseburg wird beständig ein lebendiger Rabe gehalten. Einen solchen Raben hielt zu seinem Vergnügen Thilo von Trotha, Bischof von Merseburg. Der Rabe stahl nach Rabenart, und schleppte auch einen kostbaren Goldring des Bischofs mit edlem Stein in sein nahes Nest auf dem Schloßlhurm. Der Bischof,

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/246&oldid=- (Version vom 1.8.2018)