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Darauf erging es nach Urtel und Recht wie folgt: Bäuerlein zahlen so viel Strafgeld, als Schiff und Geschirr, Rosse und Wagen, die zu Herenwerk gemißbraucht worden, werth, und thun im Armsünderhemde Kirchenbuße. Topf wird auf dem Schindersrasen vom Scharfrichter in Stücke zerschlagen. Hexe wird an demselben Orte verbrannt. Wäre der Topf schon gebraucht gewesen, so hätten die drei Bäuerlein mitbrennen müssen, von Rechtswegen.

Einmal kamen drei Wildschützen nach Heinrichs, und kehrten im goldenen Hirsch ein, da der Name dieses Gasthauses für sie einen sympathetischen Klang hatte. Es war Sommer und hinten im Hofe vor dem Bierkeller standen Tische und Bänke für Zechgäste, deren mehrere dort versammelt waren. Die Rede derselben lenkte sich auf Jägerkünste, Freikugeln, und solcherlei Zauberstücke, und die drei Schützen gaben ihr Wort auch ins Gespräch, indeß sie wacker zechten.

Es dauerte nicht lange, so wurden sie aufgefordert, ihre Kunst doch auch sehen zu lassen, und der Wirth verhieß, wenn sie ein gelingendes Probestück machten, freie Zeche. Sie sollten trinken, so viel sie wollten. Da brach einer im Hofe ein Kleeblatt ab, der zweite holte eine Leiter, und befestigte an der hohen Giebelwand des Kellergebäudes über dem Kellerthor das Kleeblatt. Der dritte aber schritt durch den Hof, durch die Hausflur und über die breite Straße 90 Gänge ab, dort blieb er stehen, seine Kameraden nahmen ihre Büchsen und folgten ihm, dann legte der erste an, schoß und es fuhr ein Theil des vierblättrigen Kleeblattes ab. Der zweite schoß das zweite Blatt ab, der dritte das dritte – dann gingen alle drei schweigend aus dem Orte. Die kleeblattfönnige Kugelspur aber ist heute noch

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/26&oldid=- (Version vom 1.8.2018)