Seite:Ludwig Bechstein - Thüringer Sagenbuch - Zweiter Band.pdf/27

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

überm Kellerthore des goldenen Hirsches zu Heinrichs zu erblicken.

Bei Heinrichs ist auch eine „Steinburg“ mit verzauberten Schätzen. Schatzgräber, die letztere heben wollten, und an eine eiserne Thüre kamen, wurden von der Nacht überrascht, stellten ihre Arbeit ein, und schliefen im Freien, um dieselbe mit Tagesanbruch fortzusetzen. Aber als der Morgen kam, war die eiserne Thüre verschwunden und ringsum starrer Fels. Ein Hirte fand auf dieser Steinburg eine weiße Lilie, sah eine weiße Jungfrau, und bestand das oft wiederholende Abenteuer in derselben Weise wie Andere. Er vergaß das beste, und die zuschlagende Thüre der Schatzhöhle schlug ihm die Ferse entzwei.




166.
Heidengrab und Ottilienstein.

Ueber der Bergstadt Suhl oder Suhla, in und um welche die Sage manchen ihrer immergrünen Kränze hing, erhebt sich der Dell- oder Döllberg, auf dessen Kuppe ein Hügel ruht, der das „Heidengrab“ heißt. Dunkle Kunden lassen ahnen, daß auf diesem Berggipfel ein Fanum der alten Germanen sich befand; unter den Kriegen Karl des Großen gegen die heidnischen Deutschen haben die Bewohner dieser Gegend sich auf dem Dellberge geschaart, um ihr Heiligthum zu vertheidigen. Lange hätten die Krieger Karls das Lager der Heiden gesucht, bis aufsteigender Rauch es ihnen verrathen, dann wären die Heiden alle erschlagen und ihr Heiligthum zerstört worden. Die Leichname ruhen in dem großen Hügel, den

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/27&oldid=- (Version vom 1.8.2018)