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war der vorher dürre Stab grünend und blühend geworden, und trieb fortwährend junge Sprossen. Und darauf sprach der Mann Gottes zu den Heiden: Sehet an diesem Zeichen, das der Christen Gott gethan, die Wahrheit seiner Lehre! Und darauf haben sich der Heiden noch gar viele bekehrt, und die Taufe willig angenommen.

Ist auch die oft begegnende Sage von dem grünenden Stabwunder eben nur Sage, so ist ihr Begegnen just hier doch nicht ohne Wichtigkeit, denn wie ihr Baum, so hat sie doch örtlich unaustilgbare Wurzeln geschlagen, Lange soll der Baum in Groß-Vargula gestanden haben, ein Wunderbaum ohne Frucht, und von fremdländischem Ansehen, und es sollen Schößlinge von ihm noch weit länger in den Hecken des Pfarrgartens nahe der Bonifacius-Kirche zu finden gewesen sein.

Vargula war auch Sitz und Stammhaus der wackeren Schenken von Vargila, die belehnt waren mit dem Schenkenamte der Thüringer Landgrafen, und von denen viele ihren Herren ruhmreich und ehrenvoll dienten.




397.
Von der Sachsenburg.

Da, wo die Unstrut durch die Felsenpforte der Hainleite und der Schmücke sich in grauer Urzeit einen Durchbruch wühlte, heben sich über ihrem linken Ufer die Trümmer eines alten Doppelschlosses, wie auf dem Kiphäuser auch eines stand, eine Ober- und Unterburg, zusammen unter dem Namen Sachsenburg bekannt. An dieser Stätte haftet eine der ältesten thüringischen Sagen. In der grauesten Urzeit, vor Menschengedenken, habe von

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/268&oldid=- (Version vom 1.8.2018)