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nicht, sondern ging noch zur selben Stunde von Krannichfeld hinweg. Wer weiß, welcher Schatz ihm bescheert war, und ob nicht die alte Potzmomel sich zuletzt in eine allerliebste kleine Papagena verwandelt hätte.




407.
Der Hain beim Oberschlosse.

Fast von allen Seiten wird das Oberschloß Krannichfeld von einem freundlichen Wäldchen umgeben, das mancherlei Spaziergänge durchkreuzen und das den Namen der Hain führt, einen Namen, den es mit vielen andern Gehölzen um alte Burgen und Schlösser in Thüringen gemein hat. Solcher Burgen sind: Tonndorf, Blankenburg, Camburg, Rudelsburg, Gleisburg, Osterfeld, Freiburg, Kevernburg, Liebenstein und unzählige andere. Viele wollen behaupten, daß der Hain um Oberkrannichfeld ein ehemaliger heiliger Hain gewesen sei, in welchem die Vorfahren geopfert hätten. Davon findet sich jedoch keine Spur mehr, mit Eichen und Buchen aber ist der Hain reichlich bestanden. In dem westlichen Theile desselben durchkreuzen sich zwei Wege, und man sagt, daß auf diesem Kreuzwege in der Nacht oft vermummte Personen mit brennenden Kerzen in den Händen erscheinen, die einen Kreis bilden und, nachdem sie mancherlei Ceremonien vollbracht haben, nach verschiedenen Richtungen einzeln, langsam schreitend, wieder auseinander gehen. Auch wurde der Teufel auf diesem Kreuzwege schon manchmal citirt.

Am nordwestlichen Ende des Hains steht ein kleines Häuschen nebst einer Kegelbahn, von seinem ehemaligen

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/282&oldid=- (Version vom 1.8.2018)