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schaaren, und mit buntfarbigen Strahlen deren Scheitel schmücken.

Von Gesange und Getöne im Bergesschoose soll der Berg den Namen tragen; bald soll dieser Gesang herrühren von den Rittern die in den Kellern des Berges zechen, und soll dann nicht eben lieblich lauten; bald von einer in den Berg verwünschten und verzauberten Prinzessin, die auf Erlösung hofft, bald auch von einer Feine, die an lockendem Liebreiz der Frau Venus gleich. Der ganze Zauberapparat der Volkssage ist am Singerberge zu finden, wandelnde Feinen, Wunderblumen, Schlüssel zu Schätzen, in steinernen Fässern eingeschlossener Wein, ein langbärtiger Greis am Steintische, Fragen nach dem Fluge der Vögel, Entrückung in den Bergesschoos, der voll Schätze ist, Zaubergaben, die erst unscheinbar erscheinen, dann in Gold sich verwandeln und vieles andere mehr, und dabei auch wieder manches eigenthümliche, selbstständlich ausgebildete, anderorts nicht oder doch nur sehr vereinzelt begegnende, so unter andern, daß die Schweine eines auf dem Berge buchenden Hirten eine Getraidekammer des Schlosses aufgewühlt, und sich in einem Tage vom gefundenen Vorrathe schneckenfett gefressen, daß der Berg nicht Wasser, sondern Wein in seinem Schooße verborgen halte, und damit dereinst die ganze Gegend in einer Fluth überschwemmen werde, auch daß Dr. Luther das Schloß verflucht habe.




413.
Ilmenau.

Ilmenau ist eine alte thüringische Bergstadt, deren Name meist vom Flüßchen Ilm hergeleitet, auch in alten

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/289&oldid=- (Version vom 1.8.2018)