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Warte und Vorhut des Raubschlosses Ilmenau gebildet. Wiewohl auf dem ganzen Thüringer Walde Furcht vor Räubern nicht zu finden ist, so erzählt man sich doch in Manebach, daß es dort noch heut nicht geheuer sei. Räuber hausen mitunter da oben am Hammersteine, und oft werden Holzhauer von dorther durch gräßliches Getöse erschreckt.




415.
Das Ritterschwert.

Wie die Sage in alle Burgtrümmer und Bergesklüfte unter denselben reiche Schätze zaubert, so auch unter den Hermannstein. Hier, im oder unter dem schachtähnlichen Keller ruht noch mancher Raub, manche Beute vergraben, die an das Licht zu ziehen schon oft versucht ward, doch noch keinem gelang. Auch spukt der Geist des Hermann in gewissen Mitternächten, reitend auf schnaubendem kohlschwarzen Rappen. So wollen ihn die Kräutersammler erblickt haben, die am goldenen Sonntag um den Hermannstein nach Heilkräutern suchend ausgingen, welche nur an diesem Tage gepflückt werden dürfen und müssen.

Eines Tages geschah es, daß ein Ilmenauer Maler von einem nicht allzufern wohnenden Freund besucht wurde. Beide noch Jünglinge, bestiegen den Hermannstein, und spähten umher nach Resten des Alterthums. Plötzlich vernahm der Maler von seinem Gast einen lauten Freudenruf, und gewahrte, daß dieser an etwas zog, das in einer Felsenspalte feststeckte. Er sprang hinzu, Beistand zu leisten, und siehe, ein altes Ritterschwert ward zu Tage gefördert. Fröhlich wurde der Fund nach Hause getragen, und als das Jahr 1813 die deutsche Jugend zur Rettung des

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/292&oldid=- (Version vom 1.8.2018)