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da werdet ihr sehen, wie es uns ergangen! – und in Hast eilten sie von dannen. Als am andern Morgen in aller Frühe die Bursche nach dem Weiher eilten, sahen sie auf dem Weiher drei große rothe Flecke – wie Blut, und dann hob sich aus jedem der rothen Flecke eine weiße Mommel oder Wasserrose – und das geschahe fortan so Jahr um Jahr, bis es dahin gedieh, daß auch dem Dasein der grausamharten alten Nixe, welche jene Jungfrauen ob ihrer Säumniß getödet hatte, ein Ende gemacht wurde, alles Wasser sich verlor, und der Weiher sich trocken legte.




417.
Die Zwerge der Kammerlöcher.

Zur Linken des idyllisch-friedlichen Wiesenthales, in welchem das Dorf Angelrode, eine Stunde aufwärts über dem Städtchen Plaue liegt, und durch das die Gera sich schlängelt, rauscht ein Bergwald, das Kirchenholz, der Berg selbst ist der Weissenberg geheißen. Fast immer ist diese Benennung von mythischem Anklang und stammt ab vom uralten „wiht“, (unseliger Geist,) daher Wichtlein, daher auch die Witgensteine, Wizzenhöhlen u. s.w. Dort soll, so geht die Sage, vor Zeiten ein altes Schloß gestanden haben, allein dasselbe scheint spurlos verschwunden zu sein, und Niemand weiß mit Gewißheit dessen Stätte zu bezeichnen. Da, wo der Weissenberg sich in der Richtung nach dem Schneekopf an das höhere Gebirge anlehnt, zeigt sich der bewaldete Gipfel mannichfach und merkwürdig zerklüftet und bildet Schluchten voll senkrecht abgeschnittener Felswände von ziemlicher Tiefe an 30 bis 50 Fuß und einige Klafter Weite. Aus dem tiefen

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/294&oldid=- (Version vom 1.8.2018)