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„Alte Leute haben erzählt, daß kurz vor dem dreißigjährigen Kriege und besonders vor dem Croatischen Einfall in Schleusingen Wassermenschen aus der Lache hervorgegangen und unterschiedlich gesehen worden sind.“




174.
Gespenstige Jäger und Bockreiter.

Schleusingen und seine Umgegend sind so reich an örtlichen Sagen, daß mit solchen allein ein Buch zu füllen wäre; von Schätzen, Schatzgräbern, Popanzen, Jesuitern, Todtenerscheinungen, Feuermännern, Gespenstern, spukenden Thieren, vom Teufel, Hexen und Hexenmeistern wäre viel zu sagen. Nordöstlich der Stadt, im Schleusinger-Neundorfer Forste, liegt der Silbacher Berg, an dessen Südseite, nach dem Dorfe Hinternahe zu, ein Fleck, welcher die Wilke heißt (vom mittelhochdeutschen Worte Wilge: Weide). Dort geht ein gespenstiger Weidmann um, der von vielen gesehen worden ist; er durchwandert sein Jagdrevier, stets von einem Hunde begleitet, bis herunter in die Gegend des Gutes Rindermannshof, und läßt fleißig seinen Jagdruf „Ho ho!“ ertönen, gleich dem „Hoihoimann“ im Wertinger Moor.[1]

In dieser Gegend hebt auch der Einfirst seinen ziemlich verrufenen Gipfel; eine Wallfahrtkapelle hat vormals droben gestanden; über ihm zieht die wilde Jagd hin, man hört ihr Getöse in den umliegenden Dörfern. Ebenso am Einsiedlerberge und von da nach Eisfeld zu.

  1. D. S. B. 964.
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/40&oldid=- (Version vom 1.8.2018)