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Dort herum liegt eine Schleifmühle! der Tellerhammer, und südlich derselben, westlich von Heubach, ein Bergwald, „die Leite" genannt, der wegen seiner Ungeheuerlichkeit von Alt und Jung gefürchtet ist. Wer des Nachts oder selbst am Tage dorthin kommt, ist seines Lebens nicht sicher, denn es ist dort ein Geist hingebannt, der in Jägertracht auf einem Bocke reitet, und schrecklich brüllt, der die Wanderer schreckt und nach Befinden umbringt. Einmal fuhr ein Büttner in Begleitung seiner Frau einen Schiebkarren voll Büttnerwaaren durch die Leite, der hörte von weitem den Bockreiter brüllen, wußte aber nicht, was es war, und ließ sich beigehen, das Geschrei nachzuahmen. Alsbald sauste das Gespenst daher und brach ihm das Genick. Mit Todesschrecken sah es die Frau und eilte, von Grausen erfüllt, nach Hause, und verkündete das geschehene und gesehene.




175.
Der Wässermann.

Mancherlei eigenthümliche Sagen bergen sich in die stillen Thalgründe des Thüringer Waldes in den Distrikten zwischen der südlich gelegenen Stadt Eisfeld und der nördlich gelegenen Stadt Ilmenau. So im Thale der Schleuse bei den Dörfern Ober- und Unter-Neubrunn zeigt sich auf den Wiesen bei nächtlicher Weile der Wässermann, welcher rastlos bemüht ist, die Waldwiesen zu wässern. Er trägt eine silberne Haube, und hat am Rocke silberne Knöpfe, breite Schöße am Rock, aber keinen Kragen, den Hals zu schützen, den er auch

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/41&oldid=- (Version vom 1.8.2018)