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die mit andern Spielwaaren von Nürnberg nach Sonneberg verpflanzt wurden. Aber von unterirdischen Gängen der alten Suineburg, welche die Verbindung des Schlosses mit dem Städtlein an der Röthen unterhielten, und im Schloßberg noch verwahrten Schätzen meldet die örtliche Sage mancherlei. Die Burg brannte im Jahre 1596 nieder und es blieb kein Stein von ihr auf dem Berge. Jetzt ziert ihre aussichtreiche Stätte ein Gesellschaftshaus und ein Thurm. Auch hier die Sage, daß eine weiße Jungfrau vom Schloßberge abwärts wandle, und auch unterirdisch in einen in der Stadt gelegenen Keller gehe.




181.
Der Hexenstein.

Nachhall des Hexenglaubens spukt noch durch alle Gaue und Gebiete Thüringens, mehr als man glauben sollte. Schon die Namen der vielen „Hexenberge, Hexenrasen, Hexenbächel“ u. s. w. erinnern daran. Bei Effelder an der Straße von Schalkau nach Sonneberg und Neuhaus ist ein Hexenberg, auf dem verirrt sich jeder, der ihn überwandert, wenn er nicht zuvor die Strümpfe wechselt. Von Sonneberg nach Neuhaus zu kommt man über das Dörfchen Malmerz, da steht außerhalb des Ortes ein Stein, der heißt der Hexenstein und ist weit und breit berufen.

Eine Frau soll denselben, nachdem sie als Hexe angeklagt war, um ihre Unschuld zu beweisen, und dadurch ihr Leben zu retten, von Ober-Lind heraufgetragen haben, und wollte ihn noch weiter tragen, aber sie erlag der Last, vielleicht auch der Last eines schuldigen Gewissens, und starb an der

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/49&oldid=- (Version vom 1.8.2018)