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Stelle, an welcher der Stein steht. Dieser Stein nun, den die Hexe getragen, soll sich, ein wenig Staub von ihm abgeschabt, und auf Butterbrod, oder auch ohne Butter statt Salzes gestreut, gar trefflich gegen hexenhaftes Bezaubern und Anthun erzeigen. Weither, aus dem Bayrischen sogar, kommen noch immer die Leute und schaben vom Hexensteine Pulver ab. Die uralte Homöopathie des Aberglaubens – similia, similibus curantur.




182.
Die Zwerge bei Naila.

Vom Fichtelgebirge, an dessen höchstem Bergkopfe die thüringische Saale entspringt, ziehen und schweben die Schleier der Sage nach dem nahen Frankenwalde herüber, und lassen sich auf thüringischem Boden nieder. Der „Nachtjäger“, der im Butzenreut, im Zeitelmoos und anderen Forsten dieser Gebirge rumort, streift mit dem Heere seiner Butzen (Pötze, Pütze, Pöpel, Popanze) auch auf dem Frankenwald, und wird auf dreibeinigem Rosse reitend, von Jagdhunden umkläfft, stetig jagend erblickt. Und wie fast überall da, wo auch nur noch Spuren sagenhafter Ueberlieferung vom wüthenden Heere und wilden Jäger anzutreffen sind, die Zwergensage auftritt, so auch in diesen Gründen. Beim Dorfe Naila, zwischen Markt Selbitz und Lichtenberg, ist eine Höhle, gleich dem Zinselloche oder jener im Hörseelenberge (s. Sage 73), in dieser wohnten einst Zwerge. Eine Anzahl junger Bursche brach einst mit brennenden Spahnschleissen hinein, fanden

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/50&oldid=- (Version vom 1.8.2018)