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man alle Stöcke aus, und schonte nicht der bekreuzten, buk Kümmel unters Brod, fluchte öfters, und so zogen in einer Nacht die Holzweibel und die Holzmännel über die Elster, weit, weit fort, gegen Morgen hin, und was nahmen sie mit? die gute Zeit. Manche Forscher muthmaßen in diesen Holzleuten, die, ähnlich den Wichteln anderer deutschen Gaue, als ein schwaches, scheues Völklein geschildert sind, – frühere Bewohner, die riesen- und kernhaften Eindringlingen weichen mußten, und sich vor ihnen in die Einsamkeit von Wald, Geklüft und Bergeshöhlen bargen und retteten.

Die Moosleute sind in den Sagen von den Holzleuten kaum unterschieden, nur daß ihre Gestalt anders gedacht wird. Jene sind bekleidet, die Moosleute sind zottig, struppig, ähneln Alraunen, und sie dienen vorzugsweise dem wilden Jäger als Wild und Jagdbeute, sie vertilgt er schaarenweise, von ihnen wirft er Hälften oder Viertel denen als Beute-Antheil zu, die mit ihnen jagten, ja nur ihm höhnend zuschrien, oder hängt sie ihnen vor die Hausthüre, welche Stücke nur unter Umständen wieder fortzuschaffen sind, und gräulich stinken.

Die Riesen treten in den Sagen dieser Gegenden, wie überall, vereinzelt auf, sie hüthen Schätze, wohnen in Bergen und Felsen, lassen sich zu Zeiten sichtbar erblicken, haben aber keine Beziehung zu den „wilden Männern“ anderer Sagen, auch keine zum wilden Jäger.

Die Zwerge der Voigtlandsagen erscheinen nicht als Diener und Boten verzauberter Kaiser oder Helden, wie die am Kiffhäuser, auch nicht als für sich arbeitende kunstreiche Schmiede u. vgl., sondern mehr den Kobolden verwandt. Häufig gedenken ihrer die Bergmannssagen in der

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/61&oldid=- (Version vom 1.8.2018)