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gefällt sind, Linde, Wachholder, Eibisch. Die Rahmtöpfe haben theilweise noch immer altgermanische Formen. Der Dualismus zwischen dem guten Drachen und dem armen ist sehr eigenthümlich und reicht über die jüdisch christliche Teufelsidee hinaus in die germanische, vielleicht noch mehr wendisch slawische Frühzeit. Endlich giebt es auch noch Gelddrachen, sie bewachen Schätze, sind feurig, speien Feuer, und gehören mehr zu den Lintwürmen.

Bilbzen oder Binsenschnitter sind zum Theil Teufelsbündner, welche mit an die Beine gebundenen Sicheln durchs Getreide schreiten und was sie auf diese Weise absäbeln, führt ihr Patron ihnen, wenn das Getreide reif ist, doppelt und dreifach zu – es hat jedoch die Bilbzenkunst manches aber – anderntheils sind die Bilbzen elbische Wesen, welche sich bisweilen in Kugelgestalt, drachenartig, durch die Felder rollen, und ungeheuren Schaden anrichten; sie erscheinen aber auch in menschlicher Gestalt, weiß gekleidet, mit fliegenden Haaren, oder sie wehen und drehen als Wirbelwinde einher, und führen Heu und Getreide weit durch die Lüfte von dannen.

Theils gegen die Bilbzen-Geister, theils gegen die teuflischen Bilsen- oder Binsenschnitter giebt es magische Mittel; Messer, die auf der Klinge 3 Kreuze haben, werden der Bilbze entgegen geworfen mit den Worten: „Da hast Du es Bilbze!“ – da wird sie machtlos. Erblickt jemand einen Binsenschnitter und ruft ihn an während seines verderblichen Ganges, oder schießt mit einer Flinte über ihn weg, so muß der Binsenschnitter noch in demselben Jahre sterben. Wer sein Feld zuerst von außen rings umackert und bestellt, feit dasselbe gegen den Bilsenschnitt. Wird Getreide gedroschen, das durchschnitten war, so stellt

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/63&oldid=- (Version vom 1.8.2018)