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sich der Bilsenschnitter ein und will etwas borgen. Giebt man ihm nichts, so behält man jenen Zehnten am Getreide, den der Teufel außerdem seinem Bündner zugeführt hatte. Werden beim Ausdrusch einige Wachholdersträucher unter die Garben gelegt, und auch diese geschlagen, so trifft jeder Schlag den Bilsenschnitter, der dann kläglich bittet, anders anzulegen. Noch andere Gegenmittel siehe in Grimm: D. M. 444., wo alles mythische wie sprachliche genügend erörtert ist.

Die Pestgeister treten vereinzelt auf, wie der lange Mann in Hof, der Pestmann zu Schleiz, und oft sind sie nur ein Dunst, aber daß man in diesem Lande die Pest mythisch personificirte, ist eigenthümlich, und bereichert die vaterländische Mythologie.

Hexensagen und Hexenwesen zeigen sich nur in der allgemeinen Färbung, und ungleich weniger in den Vordergrund tretend als die Welt dämonischer Elementargeister.

Unter den spukenden Erscheinungen ist es für den mythischen Standpunkt nicht unwichtig, neben andern Thieren auch Stiergestalten und Fischen zu begegnen.

Noch klingt außer alle diesen manches mythische in den Voigtländischen und Orlagausagen hindurch, was nur mit großer Vorsicht zu benutzen ist, obschon sehr ehrenwerthe Gewährsmänner es überlieferten. Dahin gehört die Frau Welle auf der Hohewart mit ihrem Namensanklang an Velleda, von der weiter unten die Rede ist.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/64&oldid=- (Version vom 1.8.2018)