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spielte mit drei rothen Nelken und stammelte freudig: Mutter! Mit Engel defloge! Mit Engel despielt — Engel Blumme gebe.




153.
Wasser in Bergen.

Nahe bei Dietharz liegt ein Stück Bergwald, das hat auf Forstkarten den Namen: „dem Stift St. Petri zu Erfurt," und es knüpft sich an diese Benennung die Sage an, daß der „Sperrhügel,“ eine bedeutende Höhe (über 2700 Fuß) des Gebirgsrückens, über den der Rennsteig hinzieht, innen voll Wassers sei. Dieses Wasser könne möglicherweise dereinst hervorbrechen und dann werde eine grausame Ueberfluthung des Thüringer Flachlandes erfolgen, und die Städte Ohrdruf und Erfurt würden ganz und gar in einer zweiten Sündfluth untergehen. Deshalb müsse unablässig gebetet werden, daß solches nicht geschehe, und diese Fürbitte erfolge stetig im St. Petri Stift zu Erfurt, wo eine ewige Messe deshalb fundirt worden, dafür sei die Nutznießung jener Waldparcelle diesem Stifte eigen. Das Wasser werde sich in das Bette des Wedelbaches stürzen (so genau giebt die Sage alles an), mit diesem in die Apfelstedt und Ohre, welche vereint die Koller bilden, dann in die Gera, und mit dieser gen Erfurt strömen. Vom nachbarlichen Schneekopf geht eine ähnliche Sage, nur daß diese dann Arnstadt statt Ohrdruf nennt, weil das Schneekopfwasser gleich in die Gera, die an diesem Berge entspringt, strömen werde. Ebenso fand dieselbe Sage einen Wiederhall am Singerberge bei Stadtilm, nur daß derselbe noch poetischer

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/7&oldid=- (Version vom 1.8.2018)