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Dobenau beschädigt, und das Bauernheer, das auf einer Aue an der Elster lagerte, mehrte sich täglich. Da kam aber dem Herrn Reuß von Plauen Hülfe durch den Kurfürsten von Sachsen. Eine auserlesene Reiterschaar schlug die Bauern an der Bassig aufs Haupt und trieb sie zu Paaren. Schwer büßten sie ihre Erhebung. Aber die Erinnerung an jenen Heereszug lebt noch in dem Sprüchworte fort: Thauma und Losa ist auf. Solches aufsein bekommt zu allen Zeiten sehr übel.




196.
Der Lintwurm bei Syrau.

In einem Hölzchen, das nur einen Büchsenschuß nordöstlich von Syrau bei Plauen liegt, hauste vor Zeiten ein Lintwurm (Linwurm in der Volkssprache). Diesem mußte an gewissen Tagen des Jahres von Syrau ein Schaf gebracht werden, unterblieb dies, so holte er sich einen Menschen und doch noch ein Schaf. Das drückte die Einwohner von Syrau hart, doch Niemand war so muthig, sich mit dem Ungeheuer in Kampf einzulassen. Endlich fand sich ein Ritter, welcher diesen Wurm zu erlegen sich vornahm. Er gelobte der heiligen Jungfrau eine Kapelle, wenn er siege, und bestand glückhaft den Kampf. An demselben Orte, wo dies Ungeheuer gehaust, und von dem Ritter erlegt worden war, wurde dann von ihm eine Kapelle, genannt die Liebfrauen-Kapelle, gegründet, die später in Ruinen verfiel. Auf den Trümmern dieser Kapelle wurde vor geraumer Zeit eine kleine Glocke ausgegraben, welche auf dem Syrauer Thurme hängt und eine alte Inschrift hat.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/71&oldid=- (Version vom 1.8.2018)