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212.
Die wohlfeile Burg.

Ohnweit Berga liegen die Orte Groß- und Kleinkundorf. In der Nähe von Großkundorf liegt ein Gehöfte, heißt die Fichtelburg, und es gehören dazu viele Wiesen, Felder und Wälder. Vor alten Zeiten soll die Fichtelburg ein Raubschloß gewesen sein; jetzt ist von der eigentlichen Burg keine Spur mehr zu finden. Im dreißigjährigen Kriege, als allgemeiner Mangel eintrat, hat der Besitzer der alten Fichtelburg, die schon damals im Verfalle nahe war, dieselbe für ein hausbacken Brod hingegeben. In späterer Zeit stieg sie wieder etwas im Preise, da kaufte sie ein gewisser Hans Köhler vom Amte Weida um 5 Thaler. Der Eigentümer wird insgemein „Burglies“ genannt, und bei kirchlichen Verkündigungen, wenn sein Name in solchen genannt wird, darf nicht vergessen werden, daß er als „Besitzer der Fichtelburg“ auf geführt wird.




213.
Der Schafstein.

In dem sogenannten Eckertsthale zu Großdrachsdorf (Groß-Draxdorf), wo unterhalb des Ortes sonst die Drachenburg stand, ragt vom Elsterufer ein steiler Felsen, der Schafstein, empor. In demselben, wie in dem schauerlichen Elstergrunde, hielten sich vor Alters Nixen auf und trieben dort ihr Wesen, sie hingen dort ihre Wäsche auf und trockneten dieselbe. Einstmals hüthete ein Schafknecht in jener Gegend, in der Nähe einer Thalwiese

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/87&oldid=- (Version vom 1.8.2018)