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gute Belohnung, helfen. Um Mitternacht gingen beide, der Jesuit und der Bauer, auf die verrufene Stätte. Der Jesuit zog einen Kreis und hub an zu beten, da hob sich mählig aus dem Boden eine Braupfanne voll Goldes, oben darauf aber lag ein großer schwarzer Hund mit feuriger Zunge. Der Bauer zitterte und bebte, und der Jesuit zitterte auch und betete fort, und wurde irre, und da that es auf ein Mal einen Schlag, als würde eine Kanone dicht vor ihren Ohren losgeschossen, daß beide zu Boden fielen. Weg war der Hund und weg war der Schatz. Klagend gestand der Jesuit dem Bauer, daß er etwas in der Formel versehen, und ging traurig von dannen.

Von Berga fuhr einst ein Tabakshändler aus Erfurt, der im Wirthshause zu Culmitzsch seine Niederlage hatte, des Nachts mit einem Schiebekarren über den Steinberg hinaus. Als er auf den Wachtelberg kam, traf ihn, es war in der zwölften Stunde, ein graues Männchen an, und fragte ihn, wohin er wolle? Er solle mit ihm gehen sprach das Männchen zum Bauer, und zugleich sah dieser, daß in der alten Klostertrümmer ein Licht brannte. Nicht ohne Furcht folgte er dem gespenstigen Führer, der ihn geradezu in das Kloster hineinleitete; da fand er statt des Lichts eine Kohlengluth, warf etwas darauf und war glücklich. Das graue Männchen geleitete ihn noch bis an die Brücke zu Berga, und verschwand dann mit einem Male. Dieser Tabakshändler soll ein gut Theil des Schatzes auf seinem Karren hinweggefahren haben.

Ein Dienstjunge in Pöltzschen ging eine Zeit lang jeden Morgen stillschweigend in das Kloster, da fand er jedes Mal einen Groschen, diese gefundenen Groschen sammelte er zu Hause und gab sie nicht aus. Einstmals fragte ihn

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/97&oldid=- (Version vom 1.8.2018)