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sein Dienstherr, der des Schatzes ansichtig wurde, woher er die vielen Groschen habe? So sagte der Junge: Drüben in den Klostermauern ist ein alt hölzern Schränkchen, da finde ich jeden Morgen einen Groschen. Der Herr wollte das auch sehen, allein es ward kein Schränkchen gefunden, und niemals fand der Junge wieder einen Groschen. Er hatte das Geistergeheimniß verplaudert, und mußte damit den Schaden tragen.




224.
Tanzende Katzen.

Sehr häufig hat man innerhalb der alten Klosterstätte Querfurt tanzende Katzen erblickt, das sind böse Hexen gewesen, die gar zu gerne Katzengestalt annehmen. Wenn es nun geschah, daß jemand zufällig einen solchen Katzentanz gewahrte, und unter den tanzenden seine eigene erblickte, und am andern Morgen ihr sagte: Du warst heute Nacht auch dabei, so wurden diese Katzen furchtbar wild, pfauchten, bissen, kratzten, fuhren wie toll durch die Fenster und kamen niemals wieder. Das haben mehrere Einwohner des nahen Dorfes Pöltzschen erlebt und erzählt. Eine, die geleuchtet hatte, und der ihr Herr das spöttisch vorwarf, sprang an ihm hinauf, zerkratzte ihm das Gesicht und fuhr von dannen.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/98&oldid=- (Version vom 1.8.2018)