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225.
Mönchstein und Kroatengraben.

In dem Oelsengraben, am Wege von Weida nach Berga, ein lieblicher Aufenthalt wegen seines Schattens und Vogelgesanges, befindet sich ein großer Stein, welcher mit vielen Kreuzen versehen ist. Dieser Stein wird der Mönchsstein genannt, und soll diese Benennung daher erhalten haben, weil in alten Zeiten die Mönche, wenn sie von Mildenstein in das Kloster Querfurt bei Berga, um Messe zu lesen, gingen, dort auszuruhen pflegten. In demselben Graben befindet sich gegen Zifra zu eine Schlucht; hier wurde vor Zeiten ein Spion von den Kroaten derartig getödtet, daß sie ihn an den Schwanz eines Pferdes anbanden und so fortschleiften. Davon heißt die Schlucht der Kroatengraben. Es ist dort herum nicht geheuer.




226.
Der ausgerissene Grenzstein.

Bei der Schäferei des Rittergutes Tausa bei Weida trieb vormals ein Geist sich um mit gar wunderlichem Wesen. Er trug einen großen Stein auf den Schultern, schaute und deutete immer hin und her und rief dazu mit kläglicher Stimme: „Wo soll ich ihn hin thun? wo soll ich ihn hin thun?“ Einem Schäfer, dem er besonders oft erschien, wenn ersterer vom Schafstalle Abends zurückkehrte, wurde der unheimliche Frager so zur Last, daß er zu seinem Seelsorger nach Schöndorf lief, dem seine Noth klagte, und um Rath und Beistand bat. Der Pfarrer

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/99&oldid=- (Version vom 1.8.2018)