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178. Doctor Pommer.

1530 ist Doctor Johannes Bugenhagen oder Pommer gen Lübeck gekommen und hat in der Marienkirche seine erste Predigt gethan, daß sich die große Menge der Zuhörer darüber verwundert. Er hat den fast zerrütteten und zerstörten Gottesdienst in eine christliche Kirchenordnung gefaßt, eine hohe Schule in S. Katharinen-Kloster angeordnet, und das Burgkloster für arme Leute eingerichtet.

Da er nun nach Wittenberg abgefedert worden, haben ihn die Herren des Raths ehrlich begabt, und auf einem verdeckten Wagen mit vier Marstallpferden durch zwei ihrer Reitendiener zurückbringen lassen. Dessen ist der Fuhrknecht, ein junger Bursch, höchlich unwillig gewesen, daß ein simpler Prädikant fahren sollte, wie seine Herren. Da sie also auf’s freie Feld gelangt sind, denket er dem Doctor eine Farbe abzujagen und Ritter an ihm zu werden; dreht sich also um und fragt: „Herr Doctor, ich hätte Ihn wohl etwas zu fragen; will Er mir in Güte antworten?“ – „Ei, warum nicht?“ spricht Bugenhagen. „Pflag der Apostel Petrus – sagt der Knecht – während seines Apostelamts auch also in behangenen Wagen mit Vorreutern einherzufahren, wie Ihr?“ Der

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Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 316. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/322&oldid=- (Version vom 1.8.2018)