Das Silber durch Feuer siebenmal
Bewährt wild lauter funden:
An Gottes Wort man warten soll
Deßgleichen alle Stunden.
Es will durchs Kreuz bewähret sein,
Da wird erkannt sein Kraft und Schein
Und leucht’t stark in die Lande.
Da stimmten denn die Bürger fleißig mit ein, und dieß ist der erste deutsche Psalm, welcher zu Lübeck in der Kirche gesungen ist.
Solches Singen nun brachte großen Schrecken über die Priester, weil es ein ungewöhnlich Werk war. Die Bürger jedoch beschlossen und beredeten sich: so oft Einer auf den Predigtstuhl käme und zu sagen begunnte von Anbetung der Heiligen, Verdienst der guten Werke oder sonst etwas, das mit der Lehre des Evangeliums nicht übereinstimmte, wollten sie gleich anheben zu singen: „Ach Gott vom Himmel sieh darein!“ – und dann mußten Mönche und Pfaffen wohl aufhören.
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/321&oldid=- (Version vom 1.8.2018)