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aber, der ihn nicht leiden konnte, weil er den Luther’schen Lehren nachhing, wies ihn mit harter Rede ab: das sei Eines Raths Sache und stünde zu höheren Händen; wo es wiedertäuferischer Thaten bedürfte, würde man ihn rufen lassen; – damit ließ er ihn stehn. Das trug Jürgen Wullenweber heimlich in seinem Herzen verborgen, bis die Zeit gäbe, was er thun sollte; aber er zog viel verwegne Gesellen an sich, denen er sich kund gab, sonderlich wenn er im Weinkeller im Eck saß und der Zeiten Lauf und Gelegenheit besprach. Nach und nach ward es ihm klar, daß die ganze Macht der Hansestädte angewandt werden müsse, um das Netz zu zerreißen, das immer enger um Lübeck zusammen gezogen sei. Er fürchtete aber, daß, wenn Bröms mit seinem Anhang an der Spitze des Raths bliebe, der Kaiser allen seinen Einfluß aufbieten würde, um die Lübecker von Feindseligkeiten gegen die Holländer abzuhalten.

Da kamen die Unruhen, welche Herr Bröms durch seine eiserne Härte gegen die evangelisch Gesinnten hervorrief. Wullenweber hielt sich weislich zurück, um den ersten Erfolg abzuwarten; während aber seine Gesellen offen in der Bürgerschaft auftraten und den Rath bestürmten, wußte er durch Drohung und Warnung die beiden ältesten Burgemeister, Herr Bröms und Herr Plönnies, in allem, was sie unternahmen, zweifelhaft zu machen. Endlich zogen beide heimlich aus der Stadt.

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Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/326&oldid=- (Version vom 1.8.2018)