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Da trat Wullenweber hervor, beredete den Bürgerausschuß, den ganzen Rath gefangen zu halten, bis man über Brömsens Flucht vollständigen Aufschluß gewonnen, ließ aber dann die Gefangenen dergestalt bedrängen, daß ein großer Theil abdankte, und die übrigen genöthigt wurden, ihn selbst und solche Bürger neu zu wählen, welche mit seinen Anschlägen längst vertraut waren.

Bereits nach 14 Tagen stand er als Burgemeister an der Spitze des neuen Raths, und forderte mit großer Beredsamkeit die Bürgerschaft zum Kriege gegen die Holländer auf: kosten solle das nichts, denn er gedächte die hundert Centner Silbers und Goldes zu nehmen die man auf der Trefe verwahrt, als man die Kirchen ihrer abgöttischen Bilder und überflüssigen Geräthe entledigt. Mit großen Freuden ward der Vorschlag angenommen.

Das Glück begünstigte ihn. Kurz darauf starb der König von Dänemark, und die Reichsstände waren sehr geneigt, einen jungen Prinzen auf den Thron zu setzen, um das Regiment besser in Händen zu behalten; dann aber kam auch Marx Meier nach Lübeck, welcher ein erfahrner und geübter Kriegsmann war, und zu Lande eben so wohl alles ausrichten mochte, wie Wullenweber zur See. Nun wurden Schiffe gebaut, aus dem metallenen Küchengeräth Feldschlangen und Falkonette gegossen, Truppen geworben, und ein kühner Zug gegen die Holländer unternommen, die, ohne es zur Schlacht kommen zu lassen,

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Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 321. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/327&oldid=- (Version vom 1.8.2018)