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Anfang, nimmt seine Frau bei der Hand, stellt sich zum Tanz voran und die andern auf der Reige auch also, und wie sie alle da stehn, spricht er: „so thut, wie ich thue!“ greifet damit seiner Frauen nach dem Haupt, nimmt ihr die Mütze ab und steckt sie in seinen Busen. Da nun die andern desgleichen thun, findet ein jeglicher sein Weib in Gestalt eines geschorenen Mönchs. Deß verwundern sie sich freilich gar sehr; der Prinzipal aber heißt sein Weib sich wieder an die Tafel setzen, welches die andern auch alle thun müssen, stellet sich mit den Schiffern in den Ring und erzählt ihnen die ganze Historie, mit höchstem Begehr, daß ein jeglicher mit seinem Weibe Geduld habe und des uralten Sprüchworts der gemeinen Schiffer gedenke: Gott erhalte der Schifferen Leib, so mannich Land, so mannich Weib! – ein jeder habe seinen Richter auch über sich, der eben wohl wüßte, womit sie diese Untreu gegen Gott fast verschuldet. Wollten sie seines Willens leben, so wäre er gänzlich geneigt und bereit, daß sie mit gewehrter Hand, wenn die Mönche auf dem Chor zusammen wären, einen Einfall thun und ihnen das Schelmstück wohl bezahlen wollten, dann aber mit ihren Weibern davon führen. Dieser Anschlag aber ist von einem der anwesenden Weiber verrathen worden; worauf sich alle Mönche ins geheim zum Kloster hinausgemacht und dem Teufel nach wie vorhin gedienet haben ihr Lebenlang.

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Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/65&oldid=- (Version vom 1.8.2018)