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der Thür, sieht dem Pferde nach und spricht: „Ja gehst du dort; ich habe dich wohl eher gekannt, jetzt aber kenn’ ich dich nicht;“ und gehet damit wiederum ins Haus.

Diese Rede wird den Herren des Gerichts vermeldet; darauf haben sie den Büttel mit seinen Knechten hingesandt, und den Edelmann alsobald vor sich bringen lassen.

Als der nun kommt, haben sie ihn gefragt: was für ein Pferd das sei, davon er in dieser Stunde geredet? Da ist er hoch erschrocken, und hat bekannt, wie er eine vornehme Jungfer vom Adel weggeführt und nachher ermordet.

Hierauf hat ihm Urthel und Recht zugesprochen, daß er zerstoßen und auf das Rad gelegt werden sollte: wie auch geschehen ist. Die Jungfer aber ist aus dem Feld hereingebracht und zu S. Katharinen ins Kloster ganz herrlich begraben worden.

Ihr Vater, ein vornehmer und reicher von Adel, wie der nun sterben sollen und keine Kinder verlassen, hat seinen ganzen Reichthum ins Kloster zu S. Katharinen hingegeben, um fleißig für ihn und seine Tochter zu beten.

Ein Ehrbarer Rath aber hat das Pferd, wie es geführt ist, samt den Stalldienern an Hermann Meßmanns Thür abconterfeien lassen, Andern zum nachdenklichen Exempel.

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/68&oldid=- (Version vom 1.8.2018)