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46. Der tolle Bischof noch einmal.

Anno 1299 wollte der tolle Bischof Borchert alles Land, Wischen und Hölzungen, was an der Trave und um Swartau gelegen, als des Domkapitels Eigenthum angesehen wissen. Als ihm aber Ein Ehrbarer Rath zu Lübeck solches nicht zugestehen konnte und wollte: so fing der heilige Mann abermal an zu bannen und zu vermaledeien. Dem sah der Rath und die Bürgerschaft eine Zeitlang stille zu: es begab sich aber, daß arme Leute aus der Stadt von des Bischofs Volk auf dem Koldenhof, als sie sich etwas Holz holten, mit Schelten und Schlägen verjagt wurden. Hierüber entstand nun großer Aufruhr, so daß der gemeine Mann auf einem Freitag, und zwar nach dem heil. Pfingstfest, als sich alle toll und voll gesoffen, aus der Stadt lief, im Koldenhof plünderte, was man mitnehmen, und vernichtete, was man nicht mitnehmen konnte, den Hof in Brand steckte und ihn brennen ließ. Dann zog der Haufe nach der Stadt, überfiel die Domhöfe, und brach alles bis in den Grund ab. Ein Ehrbarer Rath sandte einige Personen aus seiner Mitte dahin; allein die Verbitterung war gar zu groß, daß weder gute Worte noch Zwangsmittel etwas ausrichteten.

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Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/90&oldid=- (Version vom 1.8.2018)