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Rascher folgen sich die dumpfen Schläge von Westen her und die Einschläge im Dorf. Dann und wann hören wir beim Einschlag statt des scharfen Knalls ein fast tonloses kurzes Puffen oder Surren — es sind Blindgänger, die sich im weichen, nassen Erdreich einer Wiese vergraben. So geht es fort, Schuß auf Schuß, in unregelmäßigen Zeiträumen. Eine Staubwolke nach der anderen erhebt sich und entflieht. Den Granaten folgen bald die Schrapnells. Hell heben sich die bläulichweißen Wölkchen der auf Zeitzündung explodierenden Geschosse ab, deren Sprengstücke sich als Garbe über das Dorf zerstreuen. Ich wage die bescheidene Frage, was eigentlich diese Beschießung bezwecke. Mit Achselzucken antwortet der Offizier: Weiter nichts, als uns zu beunruhigen. Die Franzosen halten es für möglich, daß Uffholz von unsern Truppen besetzt ist, und das genügt, um es zu beschießen.

Bald richtet sich das Feuer auch gegen die Schützengräben, und aus den Infanterielinien tönt lebhaftes Knattern herüber.

Wie ruhig alles bleibt! Kein Mensch regt sich auf. Ein Offizier geht ans Telephon, nimmt Meldungen ab, gibt Weisungen, Befehle, stellt Fragen: Wird Gefechtsstand Nr.... bei ... beschossen? Erhält Schützengraben Nr.... Artilleriefeuer? Batterie Nr.... bei ... soll französische Stellung bei ... beschießen. Waldstück Höhe 425 ist unter Feuer zu nehmen. Dort

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/227&oldid=- (Version vom 1.8.2018)