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konnte er. Zuweilen ritt er, der eifrigste Pferdeschacherer, mit einem jämmerlichen Klepper heimlich davon und kehrte erst nach drei Tagen mit einem Prachtgaul von derselben Farbe und ähnlicher Zeichnung zurück, behauptete dann, er habe das Pferd in den grünen saftigen Weideflächen der fruchtbaren nördlichen Andentäler aufgemästet. Ich behaupte, er hatte es eingetauscht – ohne Genehmigung des anderen Pferdebesitzers.

Coy hatte Pech. Der Tehu-Gaul witterte ihn und keilte aus. Der Reiter floh.

Ich mußte lachen, wie die beiden Indianer sich als Wettläufer versuchten. Ich bin doch auch gut zu Fuß. Aber die beiden – staunenswert!

Eine Bodensenkung entzog sie meinen Blicken, und was konnte ich besseres tun, als nunmehr den Ärmsten dort unten auszufragen. Ich kletterte die Lehmterrassen hinab. Er hörte das Kollern und Poltern der abbröckelnden Lehmklumpen, stand auf und starrte mit seinen völlig geschwollenen Augen mir entgegen. Daß er mich sah, also nicht blind war, erschien bei dem überaus gespannten, geradezu gequälten Ausdruck seines verunstalteten Gesichts gänzlich ausgeschlossen.

Dann nestelte er rasch an seiner verwitterten Pistolentasche herum und brachte eine Repetierpistole in der Richtung auf mich in Anschlag.

„Halt – stehen bleiben!“ rief er in englischer Sprache. Seine Stimme war heiser und ohne jede Kraft, und auch der rechte Arm zitterte hin und her – wie ein Grashalm, der gerade in einer Windecke wächst.

Diese Drohung konnte nur unendlich mitleiderregend wirken[1].

Als ich nun leise einige Schritte seitwärts

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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/11&oldid=- (Version vom 1.8.2018)