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In demselben Moment, als ich nun diesen Menschen, dem ich keinerlei Sympathie entgegenzubringen vermochte, mit dem ich dennoch Mitleid fühlte, obwohl er mich nachts wie ein klägliches Bündel mit seinen Riesenkräften in den Abgrund geschleudert hatte, – als ich diesem Manne schonend die volle Wahrheit beizubringen gedachte, die ihm ja doch nicht mehr lange verborgen bleiben konnte, kletterten die sechs Thonecas flink wie die Affen von der Granitsäule herab und traten zu uns. Ein paar Worte von mir und eine befehlende Handbewegung genügten. Sie gingen, blieben aber auf der nächsttieferen Terrasse stehen und beobachteten.

Das Bild, das der halb sinnlose Chilene darbot, vor dessen Brust die Condorjungen mit scheußlichem Krächzen die Flügel und Schnäbel bewegten und die Füße aus den Lederschlingen zu befreien suchten, – dieses Bild eines niedergebrochenen Menschen steht noch heute mit unheimlicher Deutlichkeit vor meiner Seele, obwohl seit jenem Morgen doch bereits viele Tage und Wochen verstrichen sind, die mir Eindrücke gebracht hatten, vielleicht noch mächtiger, nervenaufpeitschender als dieser Vater, dem die Angst vor der letzten Wahrheit den Schweiß auf die Stirn trieb.

Am gräßlichsten war das unaufhörliche Krächzen und Kreischen der jungen Raubvögel. Ich zog das Messer … schnitt die Tiere los, schleuderte sie den sechs Thonecas zu …

Im gleichen Augenblick über uns Flügelrauschen, – Coys warnender Ruf …

Das Condorpärchen …

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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/137&oldid=- (Version vom 1.8.2018)