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Wie ein graubrauner Federklumpen schoß der eine Riesenvogel auf die Thonecas herab, die die davonhüpfenden Jungen einzufangen suchten. Im Nu hatten die sechs sich flach zu Boden geworfen, der Condor packte das eine Junge, trug es empor … Der andere Riesenvogel stieß gleichfalls herab. Einer der Tschultschen feuerte, fehlte …

All das geschah in Sekunden …

In Sekunden hatten die Eltern mit ihren Jungen bereits das Weite gesucht, und meine durch diese gewiß nicht alltäglichen Vorgänge gebannten Augen kehrten zu Mastilo zurück, der jetzt den Araukaner neben mir flehend anblickte.

Jetzt hatte der Großfarmer auch die Herrschaft über Muskeln und Nerven wiedergewonnen. Er war kein verweichlichter Städter aus den leichtlebigen chilenischen Hafenorten, in denen die Lebensgier vielleicht noch intensiver pulst als in dem Ziel der Vergnügungssucht aller Südamerikaner: Paris! Nein, dieser Mastilo war alles andere als ein aufgeschwemmter kurznackiger Börsianer, war in seiner Art ein ganzer Kerl. Wie mußte er seine Kinder lieben, um derart aus Furcht vor voller Klarheit über ihr bisher ungewisses Schicksal zusammenzubrechen, er, der Goliath, er, der selbstbewußte König der südpatagonischen Steppe, von der ihm fast ein Viertel gehörte – so ungeheure Ausdehnung hatte seine Farm am Gallegos!

Ich sah, daß mein braver, vorschneller Coy den Kopf verlegen zur Seite gewandt hatte.

„Sennor Mastilo,“ begann ich rasch um seine Qual der Ungewißheit abzukürzen, „Sie werden kaum noch in der Hoffnung gelebt haben, daß

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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/138&oldid=- (Version vom 1.8.2018)