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ich konnte damals nicht anders handeln. Not kennt kein Gebot. So gelangte ich denn schließlich auch über die Anden. Dann – natürlich – stürzte ich in einem Koniferenwalde mit dem Pferde … Hier bitte …“

Er schob seinen Haarwust auseinander … Und ich erblickte eine Schädelwunde, deren Ränder mit Eiterbläschen bedeckt waren.

„Ich lag viele Stunden ohne Besinnung … Und als ich erwachte, war es Nacht um mich her. Ich war blind … Ameisen …!! Ich hatte schon von den kleinen Bestien gehört. Nun hatte ich sie gründlich kennengelernt. Mein Pferd, fühlte ich, lag mit gebrochenem Genick neben mir. Da bin ich denn weiter gewandert, und nun – ja, was nun?! Leben?! Hat es einen Zweck?! Würden Sie als Blinder weiterleben wollen? Ehrlich!“

„Nein!“

„Nun also …! Und dennoch klammere ich mich an dieses jammervolle Dasein. Oder besser: ich … darf es nicht von mir werfen. Ich bin nicht feige. Vielleicht haben Sie mich vorhin mißverstanden. Ich darf nicht zur Pistole greifen. Man soll tragen, was man als Strafe betrachtet. Und ich habe weiß Gott viel zu sühnen … Es war 1915 in Südwest. Ich war jungverheiratet. Meine Farm lag an der Grenze der Kalahari ganz abseits. Die Schwarzen wurden infolge der Verhetzung immer frecher. Mich fürchteten sie nicht. Ich war allzeit der „gute Baas“ gewesen. Eines Abends kehrte ich von längerem Ritte heim. Mein Haus stand in Flammen. Die verhetzten Nigger tanzten besoffen um die Brandstätte, und mein junges Weib lag leblos im kleinen Vorgarten, ich selbst wurde mit Kugeln empfangen,

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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/15&oldid=- (Version vom 1.8.2018)