Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
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Gesicht frei ließen und hing aufrecht an der Seitenwand des Hauses. Die anderen lagen ausgestreckt auf Bahren von Bambusrohr in offenen, hochgelegenen Tempeln, welche ihrem Gedächtniß geweiht schienen. Die Köpfe von erschlagenen Feinden werden ohne Ausnahme balsamirt und als Siegeszeichen im Hause des Siegers aufbewahrt. Ich bin nicht mit dem Verfahren vertraut, welches man gewöhnlich anwendet, glaube aber, daß Räucherung wol das hauptsächlich angewandte Mittel ist. Alle Überbleibsel, welche ich sah, hatten das Ansehen von Schinken, die eine Zeitlang im Rauchfang gehangen haben.
Um aber von den Todten zu den Lebendigen zurückzukehren, so hatte das letzte Fest, wie ich Ursache hatte anzunehmen, die ganze Bevölkerung des Thales versammelt und ich war daher im Stande einigermaßen die Zahl derselben zu schätzen. Ich denke, es waren etwa zweitausend Bewohner in Typie und keine Zahl hätte der Ausdehnung des Thales besser entsprechen können. Das Thal war ungefähr neun englische Meilen lang, und mochte durchschnittlich eine Meile breit sein. Die Häuser lagen in weiten Zwischenräumen durch das ganze Thal hin verstreut, hauptsächlich aber gegen das Ende desselben hin. Es sind keine Dörfer da: Die Häuser stehen hie und da im Schatten der Wäldchen oder an den Ufern des schlängelnden Stromes, die goldfarbigen Seiten der Bambusgebäude und die glänzend weißen Dächer
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/135&oldid=- (Version vom 1.8.2018)